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Kulturwandel für Nachhaltigkeit

Schlagwort: Klimaschutz

  • Innovative Werke Basel?

    «Puerto Errado 2» heisst das spanische Solarkraftwerk der Energieversorger aus unserer Region, das letztes Wochenende eingeweiht wurde. «Puerto Errado» bedeutet wörtlich übersetzt «Falscher Hafen». Welches Marketinghirn kam, um Himmelswillen, auf die verrückte Idee, das neue Prunkstück im Portfolio der Stromer so zu nennen?

    «Puerto Errado 2» heisst das spanische Solarkraftwerk der Energieversorger aus unserer Region, das letztes Wochenende eingeweiht wurde. Deutlich rentabler wären Investitionen ins Energiesparen. Doch dafür fehlen in Basel die Anreize. Der Kanton könnte das ändern.

    Wäre der Name Programm, hätte sich das Konsortium mit Elektra Baselland und IWB gründlich verfahren. Die 50 Millionen Franken, welche nach Südostspanien flossen, sehen die Beteiligten jedoch als Lehrgeld für die Erprobung einer vielversprechenden Innovation. Einen ähnlichen Betrag verschlang vor fünf Jahren die Basler Geothermie-Tiefenbohrung. Diese förderte statt Dampf bloss viele Erkenntnisse zutage, die in dicken Bundesordnern lagern. Die Zeche bezahlten damals hiesige Steuerzahler, Stromkonsumenten und Wagniskapitalgeber. Bei «Puerto Errado 2» sichert der spanische Staat das Risiko mit seiner grosszügigen Einspeisevergütung ab.

    Einen fehlerfreien Fortschritt gibt es nicht. In diesem Sinn sind sowohl der Geothermie-Versuch als auch «Puerto Errado 2» allen Widrigkeiten zum Trotz legitime und folgerichtige Meilensteine auf dem Weg in eine erneuerbare Energiezukunft. «Puerto Errado 2» wirft jedoch die Frage auf, ob es nicht bessere Alternativen in Basel gäbe, um das immerhin begrenzte Kapital der IWB vor Ort zu investieren. Der Strom aus dem spanischen Dorf ist nämlich sehr teuer. Teurer als beispielsweise Basler Solarstrom vom Dach.

    Noch besser schneiden in vielen Fällen Investitionen in Effizienzgewinne ab, also die Finanzierung von energiesparenden Gebäuden, Geräten, Klimaanlagen, Motoren oder Beleuchtungen. Solche Geschäfte sind oft deutlich rentabler als der Bau von Kraftwerken, welche dieselbe Menge Energie neu generieren. Die Vermeidung teurer Zukäufe wirkt sich dämpfend auf den durchschnittlichen Beschaffungspreis aus. Mit jeder eingesparten Kilowattstunde schrumpft jedoch die IWB-Bilanzsumme. Versuche, Sparanreize zu schaffen, bleiben deshalb äusserst zaghaft. So zaghaft, dass der Kanton hier mit einem revidierten Leistungsauftrag weiterhelfen muss.

    Kalifornien hat es vorgemacht. Vereinfacht gesagt, vereinbart der Bundesstaat mit seinen Stromversorgern, dass sie jährlich weniger Energie verkaufen. Wer die vereinbarten Ziele erreicht, darf die Tarife so gestalten, dass trotz sinkendem Umsatz konstante Profite herausschauen. Dies motiviert die Energielieferanten, bei ihren Kunden das Sparen zu fördern. Mit diesem System liessen sich die Ziele der kantonalen Energie- und Klimaschutzpolitik und die Ziele der IWB zur Deckung bringen, und zwar sowohl beim Strom als auch beim Erdgas. Als Innovative Werke Basel würde der lokale Versorger spielend den richtigen Hafen anlaufen. Und am Ende könnten sogar die Strompreise sinken.

  • Wohlstand dank Klimaschutz

    Klimaleugner oder Klimaskeptiker heissen seltsamerweise Menschen, die in Abrede stellen, dass es eine Klimaerwärmung gibt. Während Klimakonferenzen – wie gegenwärtig in Durban – haben die Klimaleugner Hochkonjunktur. Neben dem harten Kern der Klimaleugner, die jede Erwärmung abstreiten, gibt es noch zwei Unterarten: Jene, die zwar eine potenziell katastrophale Erwärmung erwarten, diese aber als natürliche Schwankung interpretieren. Sowie jene, die ebenfalls an eine Erwärmung glauben, sie aber als harmlos betrachten.

    Wer heute den unvermeidbaren Umstieg aus der fossilen Vergangenheit in die erneuerbare Zukunft wagt, der positioniert sich in lukrativen Märkten. Die Solar-Stadt Basel weist den Weg.

    Die Delegierten der Klimakonferenz COP 17 in Südafrika gehen hingegen davon aus, dass es die vom Menschen verursachte Klimaerwärmung gibt. Sie diskutieren Massnahmen, um den Untergang von Inseln, die Häufung von Überschwemmungen, das Abschmelzen der Gletscher und viele andere Gefahren zu bannen. An dieser unheilvollen Perspektive ändert auch eine allfällige wirtschaftliche Flaute nichts. Sie verzögert höchstens den Prozess, weil die Menschen weniger konsumieren und damit auch weniger Treibhausgase entstehen.

    In der Krise fragen sich hingegen manche, ob wir uns den Klimaschutz noch leisten können. Da fallen die Argumente der Klimaleugner auf besonders fruchtbaren Boden. Es könnte ja sein, dass alle Anstrengungen umsonst weil überflüssig sind. Es wäre fahrlässig, dies zu glauben. Selbst wer Zweifel hegt an der Korrektheit der wissenschaftlich abgestützten Voraussagen, müsste die Investitionen in den Klimaschutz als Risikominimierung und Schutzschild akzeptieren. Bei der gegenwärtigen Datenlage ein Klimaexperiment im globalen Massstab zu wagen, wäre unverantwortlich.

    Deshalb ist es richtig, dass Basel-Stadt den Weg zur 2000 Watt Gesellschaft und den Ausstieg aus der fossilen Energie systematisch weiter geht. Zum Beispiel indem das Amt für Umwelt und Energie dieser Tage eine Internet-Applikation lanciert, welche es jedem Hausbesitzer erlaubt nachzuschauen, ob sich eine Solaranlage auf dem Dach auszahlen würde.

    Noch einen Schritt weiter geht jedoch die Chinesische Regierung. In einer Präsentation in Durban legten deren Funktionäre dar, weshalb China so oder so den Weg der «low carbon economy» (etwa: kohlenstoffarme Wirtschaft) gehen wird: «Wir können uns gar nichts anderes Leisten. Wenn wir Wohlstand für alle wollen, ohne die Umwelt und Ressourcen zu zerstören, sind wir gezwungen, mit dem Klimaschutz ernst zu machen», sagte der Leiter der einflussreichen Nationalen Reform- und Entwicklungskommission Chinas.

    Dahinter verbirgt sich noch eine andere Logik: Wer heute den unvermeidbaren Umstieg aus der fossilen Vergangenheit in die erneuerbare Zukunft wagt, der positioniert sich in lukrativen Märkten. Eines Tages werden die Basler selbst in Zürich Solardächer montieren und Strom ins Netz einspeisen.