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Kulturwandel für Nachhaltigkeit

Schlagwort: Global Energy Basel

  • Alles über Global Energy Basel

    André Auderset beklagt sich in einem Leserbrief (BaZ vom 25. Februar), dass ich über die Global Energy Basel (GEB) berichte, ohne deren Zweck und Wirkung zu würdigen. Der liberaldemokratische Grossrat hat natürlich Recht. Ein wenig scheute ich letzte Woche die detaillierte Schilderung, weil ich das Gipfeltreffen mit verantworte. GEB ist die weltweit führende Plattform für die Finanzierung umweltschonender und sozialverträglicher (nachhaltiger) Infrastrukturen.

    «In Städten treffen sich Probleme und ihre Lösungen», sagte letzte Woche Staatssekretärin Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch, die Direktorin des SECO im Eidgenössischen Volkswirtschafts-Departement, bei der Begrüssung der internationalen Gäste an der Global Energy Basel (GEB).

    In der Regel verbiete ich es mir, in dieser Kolumne über meine berufliche Tätigkeit zu schreiben. Heute mache ich eine Ausnahme. Denn Auderset stört, dass «über Ergebnisse (von GEB) nichts bekannt» sei. Und er schlägt den «Verzicht auf solche Alibi-Kongresse» vor, um die Klimagas-Emission der Flüge einzusparen. Diese Kritik ist sehr ernst zu nehmen. Es gibt tatsächlich viele Geschäftsreisen mit fraglichem Nutzen, die nur den Planeten zusätzlich belasten.

    Weshalb ist GEB anders? In erster Linie, weil es sich nicht einfach um eine Konferenz handelt, sondern um eine Plattform. Diese lädt Entwickler nachhaltiger, also CO2-einsparender Infrastruktur-Projekte ein, ihre Vorhaben interessierten Investoren zu präsentieren. Eine wachsende Zahl von Pensionskassen, Banken, Staatsfonds, Versicherungen, aber auch die Weltbank möchte mit Investitionen in reale Werte die Finanzkrise hinter sich lassen. Sie alle kamen letzte Woche nach Basel, weil sie der Meinung sind, die Geldwirtschaft solle sich wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren: Die fachlich versierte Finanzierung von Geschäften und Projekten mit positiven Auswirkungen für Mensch und Umwelt. Zum Beispiel Installationen für erneuerbare Energien, öffentliche Verkehrsmittel, effiziente Frachtschiffe, Konzepte für vorbildliche Ökostädte.

    Ein Mal im Jahr treffen sich alle Akteure, die sich für nachhaltige Infrastruktur engagieren, in Basel an der GEB. Dabei präsentieren sich nicht nur Projekte den anwesenden Investoren. Es geht auch darum, voneinander zu lernen. Runde Tische tauschen sich beispielsweise über Finanzierungs-Mechanismen oder Vor- und Nachteile verschiedener Förderprogramme aus, wie sie auch der Kanton Basel-Stadt oder die Schweiz kennen.

    Gut 300 Fachleute aus 30 Ländern und 40 Städten trafen sich letzte Woche an der GEB. Führender Medienpartner ist die Financial Times. Als Standort für Cleantech, erneuerbare Energie-Förderung und als Finanzplatz kann Basel von dieser Ausstrahlung nur profitieren. Auch der Bund (das Eidgenössische Volkswirtschafts-Departement) unterstützt die GEB inhaltlich und finanziell. Der CO2-Ausstoss der Gäste wird bei weitem wieder wett gemacht durch eingesparte Emissionen von nachhaltigen Infrastruktur-Projekten, die an der GEB Investoren finden.

  • Sex and the Fasnacht

    Guy Morin eröffnete am Dienstag im Kongresszentrum die «Global Energy Basel». Diese weltweit führende Konferenz für nachhaltige Infrastruktur-Finanzierung brachte 300 Fachleute aus 40 Städten und 30 Ländern nach Basel. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie eine energieeffiziente Zukunft mit deutlich reduzierten Klimagas-Emissionen finanziert werden kann. Neben harter Arbeit am Thema, ist ein solches Treffen immer auch eine gute Gelegenheit, um sich in Pausen oder bei Essen über Sitten und Gebräuche in anderen Weltgegenden auszutauschen.

    Das letzte Tabu im sonst vorwärts und rückwärts analysierten, grössten Volksbrauch Basels ist die erotische Seite der Fasnacht. Man könnte den Eindruck gewinnen, die «drei seenschte Dääg» kämen ohne die «schönste Nebensache der Welt» aus. (Bild: keystone)

    So kam das Gespräch auf die bevorstehende Fasnacht. «Die Fitnesszentren in Basel müssen überfüllt sein», bemerkte eine Abgeordnete des Karibikstaates Trinidad-Tobago. Dieser Einwurf löste grosses Gelächter aus. In Trinidad-Tobago wie auch in Brasilien und anderen Ländern dieser Region ist die Hauptattraktion der Fasnacht, möglichst viel Haut zu zeigen und zu sehen. Die Erotik, inspiriert von Musik und Tanz, steht im Mittelpunkt. Knutschende Paare gehören zum Bild wie in Basel Laternen und Räppli. Wenig erstaunlich, dass die Menschen in den Wochen vor dem grossen Fest überflüssige Pfunde weghungern und ihren Körper auf Kraftstationen stählen.

    Ganz anders in Basel: Hier zeigt man an der Fasnacht so wenig Haut wie möglich. Sogar weniger als im Alltag. Niemand geht vorher ins Fitnesscenter. Erotisch aufgeladene Sprüche sind zwar möglich, aber eher selten. Kostüme mit sexuellen Anspielungen finden sich hauptsächlich auf Waggis-Wagen. Derbes und Anzügliche ist in Basel eher eine Randerscheinung, vor allem auch im Vergleich mit der expliziten Freizügigkeit der Fasnacht in der Ostschweiz oder am katholischen Unterrhein.

    «Sex und die Fasnacht» ist wohl das letzte Tabu im sonst vorwärts und rückwärts analysierten, grössten Volksbrauch Basels. «S glemmt», das Motto der Fasnacht 2012, gilt vielleicht nicht für alle Reisverschlüsse, aber kaum jemand spricht darüber. Man könnte den Eindruck gewinnen, die «drei scheenschte Dääg» kämen ohne die «schönste Nebensache der Welt» aus. Die erotische Fasnacht lebt, vor allem nach Mitternacht und mit ein paar Gläsern Wein oder Bier als Nachhilfe, aber wir haben noch nie ein solches Bild in der Zeitung gesehen. Von Rio, aber auch von Will (SG) gibt es diese Reportagen Jahr für Jahr.

    Für die Basler Fasnacht werden nicht alle Regeln ausser Kraft gesetzt, wie anderswo, sondern neue Regeln kommen hinzu. Die Fasnachtsregeln. Diskretion, symbolisiert durch die «Larve», ist der Fasnacht Lebenselixier. Das «Über die Schnur hauen» wird nicht propagiert, sondern gelebt, kultiviert – und verschwiegen. Manchmal braucht es einen internationalen Kongress, um sich das in Erinnerung zu rufen.