Benedikt Weibel bekleidet ein Schlüsselamt für die künftige Stadtentwicklung Basels. Der Berner ist Verwaltungsratspräsident der Schweizerischen Rheinhäfen. Die Ideen und Bedürfnisse der Häfen sind massgebend für die räumliche Ausdehnung Basels im Norden. Je schneller zeitgemässe Ersatzhäfen, sei es in Basel Nord, in Weil oder im Elsass zur Verfügung stehen, umso rascher wird auch eine Nachnutzung möglich.

Dank der Internationalen Bauausstellung IBA Basel gibt es dafür einen zeitlichen Rahmen aus der Sicht des Kantons: Bis in zehn Jahren sollen die ersten neuen Häuser von Nordbasel stehen. Die Aussicht, eine Hafenstadt zu bauen, ist faszinierend. Kaum ein Ort kann sich mit so vielen spannenden Schnittstellen schmücken: Endstation der Binnenschifffahrt, Dreiländereck, Grenze zur EU, Sprachgrenze, ausgedehnte Uferzonen, direkter Anschluss an Bahn, Autobahn, Flughafen und Schifffahrt, Übergang von Stadt zu Land, Mischzone von Wohnen, Gewerbe, Industrie, Dienstleistung und Unterhaltung.
Kein Wunder, denken erste Pläne den neuen Stadtteil in die Höhe und grenzüberschreitend. Wo viele Ansprüche auf engem Raum zusammentreffen, entsteht Stadt. Und wo Verkehrswege Netze knüpfen, entwickeln sich Märkte, gedeihen Kooperation und Konkurrenz.
Die heutige Planergeneration übernimmt eine grosse Verantwortung. Erstmals seit dem Bau des Gundeldinger Quartiers zwischen 1880 und 1910, steht ein ganzer Stadtteil für weit über 10 000 Einwohner und Tausenden von Arbeitsplätzen vor der Realisierung. Trotz dem grossen Respekt, den die zuständigen Stellen in Politik und Verwaltung vor dieser Jahrhundertaufgabe haben, sollten sie nicht zögern, diese rasch anzupacken und dafür viel Energie und Wissen aufzuwenden.
Andere Städte haben in solchen Situationen eigenständige Entwicklungsagenturen ins Leben gerufen. Oft hatten diese einen kommerziellen Charakter. Zu Basel würde die Rechtsform einer Stiftung mit einem öffentlichen Leistungsauftrag passen. Und es bietet sich die Chance eines Leuchtturm-Projekts mit internationaler Ausstrahlung.
Auf der Rheininsel – also zwischen der Wiesemündung und dem Dreiländereck – sollte ein Stadtteil entstehen, der wie vorgesehen mit Hochhäusern bestückt ist, aber als erster weltweit mehr Energie produziert, als er verbraucht, nur mit baubiologisch einwandfreien Materialien gebaut ist, keine Autos mit Verbrennungsmotor zulässt, nur biologische Lebensmittel anbietet, bevorzugt Unternehmen ansiedelt, die hohe ökologische und soziale Standards befolgen und im Bereich der nachhaltigen Dienstleistungen oder Technologien tätig sind. Diese Insel der Innovation hat das Potenzial, eine Zukunft vorausnehmen, welche die Erde ohnehin ansteuern muss. Basel kann nur gewinnen.
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