Christophe Haller, Präsident des TCS beider Basel, träumt von der autogerechten Stadt. Daher wirkt er führend im Komitee «Ja zur Parkrauminitiative» mit. Seine Initiative möchte den Bau von neuen Tiefgaragen und Parkhäusern fördern und die Erstellung von Parkplätzen in Vorgärten und Hinterhöfen ermöglichen, sowohl in den Quartieren als auch in der Innenstadt.

Wenn Sie an einen Ort fahren wollen, tun Sie das nur, wenn es dort einen Parkplatz hat. Es gilt die einfache Formel: Ohne Parkplatz kein Autoverkehr. Und je mehr Parkplätze um so mehr Zu- und Wegfahrten. Je näher ein Parkplatz beim Zentrum liegt um so begehrter und teurer ist er. Je teurer ein Parkplatz ist, um so kürzer wird darauf parkiert. Je kürzer parkiert wird um so öfter führt dies zu Verkehrsbewegungen.
Zusammengefasst: Je zentraler der Parkplatz um so grösser der finanzielle Anreiz, ihn zu bauen und um so mehr Verkehrsbewegungen erzeugt er. Deshalb sind besonders Parkplätze im Stadtzentrum Gift für die verstopften Verkehrswege: Sie führen zu deutlich mehr Autoverkehr, mehr Lärm, Verunstaltung, Gefahren und Gestank (vor allem auch im Vergleich zu billigen Parkplätzen in den Quartieren, wo manchmal tagelang die gleichen Autos abgestellt sind). Diese Schattenseite ist allen bekannt.
Aber es gibt noch eine andere Konsequenz, über die kaum jemand spricht: Jeder zusätzliche Autofahrer ist ein Bus- und Trampassagier weniger. Wenn die Nachfrage nach den Leistungen des öffentlichen Verkehrs sinkt, wächst die Gefahr, dass Kurse gestrichen und ganze Linien ausgedünnt werden. Und es wird weniger investiert. Die reduzierte Attraktivität des öffentlichen Verkehrs bietet wiederum einen neuen Anreiz, mit dem Auto zu fahren, wodurch die Nachfrage nach Parkplätzen steigt. Mehr Parkplätze bedeuten wieder mehr Autos auf der Strasse. Ein Teufelskreis kommt in Gang.
Die Bevorzugung des öffentlichen Verkehrs mit eigenen Spuren und Grünphasen an den Ampeln gerät unter Druck, wenn die Autos öfters in Kolonnen neben einer freien Tram- und Bus-Trasse stehen. Bald ist es vorbei mit dem Vortritt der BVB. Wer dies nicht glaubt, schaue um ein paar Jahrzehnte zurück, als die «Drämmli» noch regelmässig im Autoverkehr stecken blieben (wie heute noch manche Busse). Oder blicke nach Genf, wo Trams wegen Autoschlangen nicht vorwärts kommen.
Die schlimmste Auswirkung einer Annahme der Parkrauminitiative oder des Gegenvorschlags wäre nicht der Bau von neuem Parkraum oder der zusätzliche Verkehr, sondern der Abbau bei Tram und Bus, der dadurch drohte. Getroffen würden die Schwachen, die Alten und die Jungen, die sich noch kein Auto leisten können.
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