Christoph Eymann kündigt auf Schuljahresbeginn Millioneninvestitionen in neue und rundum erneuerte Schulhäuser an. Diese Ausbaupläne des Erziehungsdirektors für mehr Kinder und Tageschulen sind doppelt erfreulich. Denn sie bedeuten, dass Basel berufstätige Eltern anzieht und dass der Kanton in die Bildung investiert.

Obwohl die Attraktivität für junge Familien ein Zeichen prosperierender Wirtschaft und guter Lebensqualität ist, werden gegen die Bevölkerungszunahme Ängste geschürt. Einzelne Parteien werden im aufkeimenden Wahlkampf versuchen, mit Stimmungsmache, vor allem gegen ausländische Neuzuzüger, aufzutrumpfen. Sie eifern dem Baselbieter Benno Büeler nach, dessen Organisation «Ecopop» mit einer Volksinitiative und ökologischen Argumenten gegen die Zuwanderung kämpft: Neue Einwohner würden die Räume verengen, zum Beispiel auf der Strasse zu Staus und im Tram zu Gedränge führen. Und sie steigerten unseren Energie- und Bodenverbrauch.
Für Städte gilt dies jedenfalls nicht. Im Vergleich mit dem Hüsli-Brei der Peripherie beanspruchen Zentren pro Kopf weniger Boden und bieten kürzere Wege zur Arbeit oder zum Freizeit-Vergnügen. Dichte Städte erlauben es auch, öffentliche Verkehrsmittel rentabel zu betreiben.
Basels Bevölkerung liegt heute bei 170 000, auf gleicher Höhe wie 1945. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs Basel jährlich um 2000 Menschen – bis auf 213 000 im Jahre 1970. Es erscheint fast unglaublich, aber das gleiche Fleckchen Erde bewohnten damals 43 000 oder 25% mehr Bebbi als heute. Im Vergleich zu 1970 sind wir also eher daran zu vereinsamen auf unseren weitläufigen Strassen, Plätzen und Grünanlagen. Hier liegt viel Potenzial brach.
Seit der historische Kompromiss mit den Familiengärtnern die Neubaufläche eng begrenzt, ist die wichtigste Wachstumsalternative Basels eine dichtere Besiedlung bestehender Quartiere. Diese ist nur realisierbar, wenn wir zum Ausgleich sorgfältig umgehen mit dem öffentlichen Raum. Stichworte sind Verkehrsberuhigung, Begrünung und soziale Nutzung.
Verdichtung ruft nach Prioritäten zugunsten von Freiräumen für alle. Für Kinder und Jugendliche, aber auch für die ältere Bevölkerung: Sitzbänke statt Reklameständer in der Innenstadt; Parks statt Parkplätze in Hinterhöfen (parkieren kann man unterirdisch); kleinere und leisere Autos; Märkte als Treffpunkte; Ausbau der Fusswege und Fahrrad-Verbindungen ins grüne Umland. Gestaltungsspielraum öffnet sich an Häfen und Güterbahnhöfen, an Wiese und Rhein. Die renovierte Claramatte weist den Weg zu höherer Nutzungs-Qualität bei unveränderter Fläche. Die einst banale Kreuzung Tellplatz lädt heute an bester Lage des Gundeli zum Verweilen ein.
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