wiener.swiss

Kulturwandel für Nachhaltigkeit

Die Taxi-Revolution

Jetzt, wo die Uhren- und Schmuckmesse «Basel» vorbei ist, stehen sie wieder trist herum, die vielen Basler Taxis. Vor dem SBB-Bahnhof bilden sich unendliche Kolonnen. An jedem Standplatz dösen mehrere Karossen vor sich hin.

Taxis sind heute vorwiegend gross, dumm, teuer und stehen meist herum. Die Zukunft gehört den kleinen, schlauen, günstigen und rollenden Taxis. Sechs Regeln sind dafür zu beachten.

Als ich anfangs Woche für eine kurze Strecke einstieg, bekam ich gleich die Quittung in Form eines bösen Blicks, der mir sagen wollte: Jetzt bin ich über eine Stunde in der Schlange gestanden, um für 13 Franken um die Ecke zu fahren. Das erste, kurze Lächeln erzeugte erst mein nettes Trinkgeld.

Es ist ein Widersinn: Taxis sollten Mobilität ermöglichen, stehen aber die meiste Zeit still. Sie sind teuer und stinken – drinnen nach Duftbäumchen, draussen nicht selten nach Dieselruss.

Kaum ein Taxifahrer hat eine gute Meinung über den Autoverkehr. Alle finden, es habe zu viele Privatwagen, die herumkurven. Manche träumen laut von «Road pricing“» besonders, wenn sie in einer Schlange stehen oder an einer Ampel. Natürlich gibt es in ihren Augen auch zu viele Taxis. Der Kanton verteile grosszügig Lizenzen an unbedarfte Kolleginnen und Kollegen. «Früher war alles besser,» ist die meist gehörte Formel.

Es sind aber die Taxifahrer selbst, die den entscheidenden Beitrag an die Mobilität ihres eigenen Gewerbes und der Bevölkerung leisten könnten. Ein paar Regeln würden helfen:

1)   Nur noch Taxis mit neusten Abgasnormen (zum Beispiel Euro 4) dürften zirkulieren. Es braucht vor allem viel mehr kleine, wendige und schadstoffarme Wagen.

2)   Sauberkeit innen und aussen ist Geschäftsbedingung.

3)   Die Autos müssen rollen: Deutlich tiefere Preisen führten zu höheren Frequenzen. Wenn es billiger wäre, würden mehr Leute Taxi fahren, die sonst ihr eigenes Auto benützen und einen teuren Parkplatz berappen.

4)   Das Taxi wird so zu einem wichtigen Standbein des öffentlichen Verkehrs und könnte auch dessen Spuren benützen, inklusive Tramspuren.

5)   Es braucht nur noch eine einzige, kleine Taxi-Zentrale für Notfälle und wenn jemand kein Smartphone hat. Alle anderen Bestellungen würden über Apps ablaufen, die den nächst gelegenen, mit einem schlauen Bordcomputer bestückten Wagen aufbieten.

6)   Alles könnte über ein Taxigesetz geregelt werden, da die Preise und Zulassungen ohnehin staatlich vorgegeben sind.

Das gelbe vom Ei wäre, wenn alle Taxis die gleiche Farbe hätten und damit im Strassenbild sofort erkannt würden. Wie wär’s mit rot-blau?

Kommentare

13 Antworten zu «Die Taxi-Revolution»

  1. Avatar von Kurt Seiler
    Kurt Seiler

    Warum so viele Worte? Hier die Kurzfassung: Verstaatlichung.

    1. Avatar von Daniel Seiler
      Daniel Seiler

      Danke Herr Namensvetter!

    2. Avatar von Max Frisch
      Max Frisch

      Verstaatlichung ist für einige scheinbar die Lösung für alle Probleme – leider ist diese Lösung aber mit ganz wenigen Ausnahmen denkbar schlecht für den Konsumenten und auch für den Steuerzahler!

      Ich finde, der Staat sollte die Lizenzen nicht beschränken, aber Mindestanforderungen an die Lizenznehmer stellen (Sprache, Gesetze [dazu gehört auch die Mitnahmepflicht], Nichtraucherfahrzeuge [wenn es denn schon öffentliche Verkehrsmittel werden sollen wie oben vorgeschlagen]). Fahrtpreis und Menge würde sich dann von selbst regulieren, immerhin hat sich die Schweiz in der Bundesverfassung der freien Marktwirtschaft als Ordnungsprinzip unserer Vorkswirtschaft verpflichtet, somit finde ich den Ruf nach einer Verstaatlichung in diesem Fall sehr unpassend.

  2. Avatar von Chantal Racine
    Chantal Racine

    Als selbst ehemalige Taxifahrerin (3.5 Jahre im Dienst von 33-er, 44-er, Mini’s) sehe ich das ähnlich: 1 Zentrale, 2 Tarife (Tag und Nacht=Vororte), ausgebildete Chauffeure (Stadt und Sprache!), benutzen von Tram und Busspuren, einheitliche Farbe gut, die Limitierung von Anzahl Auto’s bringt von allein mehr fahrende und weniger stehende Wagen ! Wetter- und Saisonal-bedingte Über-/Unterkapazität ist halt immer so (da muss man auch in NY bei Regen und Kälte länger warten).

  3. Avatar von hitectaxi

    Eine Revolution ist längst, wird aber von allen Seiten verhindert:

    Warum sollen wir etwas verändernm; wir haben das schon immer so gemacht.

    Gute Fahrt.

    hitectaxi

  4. Avatar von hitectaxi

    Berichtigung!

    Eine Revolution ist längst überfällig, wird aber von allen Ebenen verhindert.

    «Warum sollen wir etwas ändern? – Wir haben haben das schon immer so gemacht.»

    Gute Fahrt

    hitectaxi

  5. Avatar von Th. Müslin
    Th. Müslin

    Als langjähriger taxihalter/fahrer muss ich mich doch sehr wundern über die art und weise wie ein journalist sich über das basler taxigewerbe äussert. Ahnscheinend hat er keine ahnung dass es verschiedene firmenstrukturen und massive unterschiede von taxi zu taxi gibt. Um diese hier darzustellen fehlt leider der platz. Nur soviel: Wenn er genauer hinschauen würde, wären ihm sicher schon die vielen prius (hybridfahrzeuge) die bei den 444 44 44 fahren aufgefallen

  6. Avatar von Anh Toan

    Eigentlich müsste nur für etwas gesorgt werden: Zerschlagung des Kartells der Taxianbieter, diese fordern jedoch eine Stärkung ihres Kartells (Die Lizenzen werden angeblich zu grosszügig verteilt).

    «da die Preise und Zulassungen ohnehin staatlich vorgegeben sind»: Eigentlich gibt der Kanton nur Höchstpreise vor, da die Anbieter immer die Höchstpreise anwenden (allenfalls diese ganz leicht unterbieten), entsteht der Eindruck, die Preise werden vom Kanton «vorgegeben». In Wirklichkeit werden sie vom Kartell bestimmt. Selbst in den teuersten Städten dieser Welt sind Taxis billiger als in Basel! Ein Kartell ist ein Zusammenschluss der Produzenten Zwecks Ausbeutung des Konsumenten. In Basel verweigert sich der Konsument der Abzocke durch die Produzenten, die Produzenten verlangen nun staatlichen Schutz ihres Kartells (weniger Lizenzen).

    Gäbe es im Taxigewerbe echten Wettbewerb, würden die Preise purzeln, damit die Nachfrage und die Qualität des Angebotes steigen.

  7. Avatar von Beat Buser
    Beat Buser

    Da gibts Coop, Migros, Denner, Aldi, Lidl und andere. Ein Einheitsladen würde alles vereinfachen und verbessern. Oder etwa doch nicht?

  8. Avatar von hitectaxi

    Eine Revolution = Ruck
    würde schon durch das Taxigewerbe gehen, wenn die Fahrer dahingehend aufgeklärt werden, dass die Fahrgäste die Arbeit-Geber der Taxifahrer sind. Ohne diese Leute würden die Räder nicht rollen, sondern noch mehr platt stehen. Da es aber keine Schulung noch Eignungstest (Sprache, Fahrtest, Allergie (ich bin allergisch gegen Tiere) für diesen verantwortungsvollen Beruf gibt, wird sich wenig ändern; und die Leute fahren nur noch Taxi, wenn es unbedingt sein muss. Außerdem fühlt sich auch niemand verantworlich. Fehlt es auch hier an Fachkräften?

    Gute Fahrt

    hitectaxi

  9. Avatar von Dieter Sterchi
    Dieter Sterchi

    Wollt ihr eine Rennstrecke durch Basel? den Taxis die Tramgeleise freizugeben?man sieht es wohin es führt als man den Velo
    fahrern einen freibrief erteilte man muss nicht ganz bei sinnen sein um solche pläne zu bewilligen.

  10. Avatar von Anh Toan

    «Das erste, kurze Lächeln erzeugte erst mein nettes Trinkgeld.»

    Unfreundlichen Dienstleistern auch noch Trinkgeld geben? Und sogar ein nettes?

    Also kommt zuerst Trinkgeld, dann Freundlichkeit?

    Sollte man das Trinkgeld dann nicht besser beim Einsteigen geben, um während der Fahrt in den Genuss eines freundlichen Fahrers zu kommen?

    Zuerst werden Sie abgezockt, von einem unfreundlichen Kartellisten mit schmutzigem (innen) und stinkendem (aussen) Auto, (der kann vermutlich nichts zum Kartell dazu, ist Angestellter zu Hungerlohn, nicht der Taxihalter, das ist mir schon klar, trotzdem, das innen schmutzige Auto und die Unfreundlichkeit sind ihm anzurechnen), dann geben Sie Trinkgeld?!? Und wundern sich, wenn Sie abgezockt werden?

    Da wundere ich mich!

  11. Avatar von Stuker
    Stuker

    wow da gibts jemand der gleiche gedanken gemacht hat wie ich!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert