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Kulturwandel für Nachhaltigkeit

Basels hässlichstes Haus

Postchefin Susanne Ruoff hat ein Problem. Sie besitzt das hässlichste Gebäude Basels. Die Rede ist vom rostroten Riegel, der beim Bahnhof SBB, Richtung Grosspeter und Dreispitz, die Stadtlandschaft verklotzt. Die Dimensionen des eingeklemmten Riesen erschliessen sich nicht auf den ersten Blick. Zwischen Nauen- und Hochstrasse spannt sich der Bürobau über die Geleise, rund 150 Meter breit und 100 Meter tief. Mit einem Grundriss von geschätzten 15 000 Quadratmetern bedeckt er die Fläche von zwei Fussballfeldern.

Grösser als zwei Fussballfelder ist die Fläche, die das rostrote Postgebäude beim Bahnhof SBB belegt. Tausende quälen sich täglich durch die enge Passage, die den Riegel entlang der Geleise durchbohrt. Jetzt stehen Veränderungen an, die neue Chancen bieten.

Wer sich durch die Unterführung quälen muss, die den Bahnhofplatz mit dem neu entstandenen Quartier hinter dem roten Palast verbindet, kennt das beengende Gefühl. Die Düsternis des schmalen und niedrigen Korridors Richtung St. Jakob teilen sich in getrennten Kanälen Fussgänger, Velofahrerinnen und das Tram. Früher war dies eine verlassene Einöde mit Postomat. Heute passieren täglich Tausende den obskuren Gang. Dahinter liegen jetzt Schulen, Arbeitsplätze und eine Tramstation, aber weder Einkaufs- noch Verpflegungsmöglichkeiten. Das zwingt Viele über Mittag zu weiteren Expeditionen durch den Tunnel.

Der Logistik-Knotenpunkt ist zum gordischen Knoten geworden, und die Post muss sich überlegen, wie sie diesen löst. Demnächst zieht das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) mit seiner nationalen Kultur- und Wissenschaftsredaktion sowie dem Regionaljournal in den Postbau. Das neue Medienzentrum wird – von Diener & Diener geplant – 8000 Quadratmeter Nutzfläche belegen. Dieser grosse Umbau könnte auch Anlass sein, um den öffentlichen Raum rund um das Postgebäude und auch dessen übrige Nutzung zu überdenken.

Einige japanische Bahnhöfe beispielsweise, enthalten komplette Warenhäuser. Damit nutzen sie die Passagierströme noch intensiver als die SBB-«Railcity» zugunsten wirtschaftlich gesunder Transportunternehmen. Manche Stationen umfassen spektakuläre öffentliche Räume, in Kyoto beispielsweise eine riesige Treppenanlage, auf der die Menschen Konzerten lauschen. Die Lage am Bahnhof SBB würde sich auch für ein Jugendkulturzentrum eignen, als Alternative zum Sommercasino, dessen Betrieb wegen der lärmempfindlichen Nachbarschaft seit Jahrzehnten eingeschränkt ist.

Das hässlichste Gebäude Basels, das von innen übrigens erstaunliche Qualitäten aufweist und stupende Ausblicke bietet, könnte als weisser Schwan auferstehen, wenn die Post, der Kanton, SRF, weitere Mieter sowie die SBB sich zusammenrauften, um über neue Nutzungen, Öffnungen und Verkehrsführung zu reden. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine abstossende, aber unverwechselbare Hülle durch mutige Entwicklung ihrer Innereien und des Umfelds Kultstatus erlangte und als begehrenswerte Adresse wie Phoenix aus der Asche stiege.

Kommentare

Eine Antwort zu «Basels hässlichstes Haus»

  1. Avatar von Marco Legio
    Marco Legio

    Spezieller An- aber auch Ausblick:
    So markant und eigentümlich die Fassade des Postgebäudes auch sein mag.
    Viel interessanter und vor allem imposanter ist der, wie auch richttig erwähnt «stupende Ausblick».
    Von der Terasse im 9. Stock (Lift in der Postpassage) eröffnet sich dem Besucher eine ganz neue Sicht auf unsere
    Stadt, der sich am Nachmittag am besten bei einer Tasse Kaffee geniessen lässt.

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