Sabine Horvath, Chefin des Basler Stadtmarketings, wird sich an Pfingsten, beim Durchblättern der NZZ am Sonntag, schwer genervt haben. In einer «Liebeserklärung an das Santihans» (Deutsch: St. Johann-Quartier) des Heimwehbaslers Markus Städeli, bekommt Horvath schon im zweiten Abschnitt wie ein dummes Schulmädchen eins an die Ohren: «Wieso um Himmels willen vermarktet sich die attraktive Stadt am Dreiländereck so grottenschlecht?» Und dann folgt, wie üblich, das Speichellecken: «Bei meinen Besuchen am Rheinknie wird mir oft warm ums Herz.»

Am gleichen Wochenende zitierte «Das Magazin» (welches auch der BaZ beiliegt) die Zürcher Modeschöpferin Sara Vidas mit der Aussage: «Seit ich vor einem Jahr die Ausbildung am Institut für Mode-Design in Basel abschloss und wegzog, vermisse ich diese warme, kleine Stadt am Rhein.»
Was fällt auf? «Warm» ist die angesagte Eigenschaft Basels. Diese Wärme steht offenbar im Gegensatz zur Kälte, die andernorts herrschen muss. Was macht ein solcher Vergleich mit uns? Zunächst einmal: Er ruft Zustimmung hervor, vielleicht sind wir sogar ein wenig geschmeichelt. Oder gar berührt und dankbar. Da wir nicht die Grössten und Erfolgreichsten sein dürfen, so wenigstens die Wärmsten. Denn, so urteilt Städeli weiter, Basel «stagniert und verwaltet scheinbar nur noch das Erreichte». Immerhin nur «scheinbar» – vielen Dank!
Wenn sich Zürcher Medien jährlich zur «Art» mit unserer Stadt befassen, macht sich stets eine gewisse Herablassung breit, genauer gesagt: eine wohlwollende Herablassung, weil die Autoren vom Thema eigentlich nicht viel verstehen. Ihr Ton ist ähnlich distanziert wie in Reportagen über leicht verschrobene Emmentaler Bräuche oder über das hilflose aber ernsthafte Streben Griechenlands nach einem ausgeglichenen Staatshaushalt.
Der verbale Sirup, der jeweils zwischen den Zeilen heraustropft (auch in Griechenland ist es warm; die Emmentaler sind liebe Menschen), macht das Ganze nicht besser. Aber richtig schlimm ist der Basler Reflex, fremde Schmeicheleien wie Labsal aufzusaugen. Und dabei die Kritik zu übersehen, selbst wenn sie in Verachtung umschlägt: Laut Städeli «bereitet man sich in der Stadt am Rhein rund ums Jahr auf die nächste Fasnacht vor», anstatt, wie in Zürich, neue «Geschäftsmodelle, Gastrokonzepte und Modetrends» auszuprobieren.
Ist wohl alles nur ironisch gemeint. «Alle Gastrokonzepte vorweisen, bitte!» Pfeifen wir auf solche «Liebeserklärungen»! Definieren wir unsere eigenen Ziele. Gerne stellen wir uns Vergleichen. Aber wir bestimmen in Zukunft selbst, mit wem und nach welchen Kriterien wir uns messen. Das Ende des Geschmeicheltseins ist der Anfang des selbstkritischen, weltoffenen Bewusstseins. Basel, werde erwachsen!
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