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Kulturwandel für Nachhaltigkeit

Basel droht Wohnungsnot

Es ist Zeit, dass sich der Basler Wahlkampf auf wirklich wichtige Themen besinnt. Letzte Woche war an dieser Stelle von der neuen Einwanderung die Rede. Und von den Chancen, die aus der wachsenden Anziehungskraft unserer Stadt resultieren. Aber es gibt auch Risiken und Nebenwirkungen. Dazu gehört die drohende Wohnungsnot.

Um der wirtschaftlichen Dynamik gerecht zu werden, braucht es deutlich mutigere Eingriffe der Planung, als Viele wahrhaben wollen. Sonst droht der Kanton Basel-Stadt zum Stillstand zu kommen. Weshalb ist das kein Wahlkampfthema? (Bild: Margrit Müller)

Diese öffnet der Immobilien-Spekulation Tür und Tor. Sie betrifft deshalb alle. In Zürich können wir beobachten, wie die Mieten wegen Raumknappheit jährlich um mehrere Prozentpunkte steigen. Wohnungssuche ist dort längst zum Kampfsport mutiert. Viele können sich die Stadt nicht mehr leisten. In zynischer Weise profitiert Zürich sogar finanziell davon, weil eine wachsende Zahl Sozialhilfebezüger in günstigere Gemeinden verdrängt werden. Zurück bleibt eine Wohlstands-Wüste.

Zürich hat immerhin noch Landreserven, um zu reagieren. Der dortige Stadtrat plant zehntausende neue Wohnungen. In Basel ist die Situation düster. Die «Kantonale Strategie zur Wohnraumentwicklung» sieht «etwa 4400 neue Wohnungen» in zehn Jahren vor. Je zur Hälfte soll das Ziel auf neu zu bebauenden Flächen und durch Verdichtung in bestehenden Quartieren erreicht werden. Mit anderen Worten: Im Vergleich zu heute ändert sich nichts. Denn es entstehen auch jetzt schon jährlich 400-500 neue Wohneinheiten.

Das ist viel zu wenig, und der Regierungsrat weiss es. Er sieht sich in einer Zwangslage. Der Kompromiss mit den Familiengärtnern lässt scheinbar keinen Raum für zusätzliche Neubaugebiete. Der Wahlkampf verlief bisher so, als ob es dieses Dilemma nicht gäbe. Dabei ist die Lösung der Wohnungsfrage für Basel vital. Nicht nur wegen der drohenden Not, sondern auch um Steuerzahler zu halten. Es geht ums Überleben des Standorts.

Eine Option ist die stärkere Verdichtung im Bestand. Diese ist aber für die Bevölkerung nur dann ein Qualitätsgewinn, wenn in der Umgebung mehr Strassen, Plätze und Höfe begrünt und kinderfreundlich gestaltet werden. Und wenn sich das Angebot des öffentlichen Verkehrs, für Velos und Fussgänger stark verbessert.

Die Beschleunigung und Verdichtung der Dreispitz-Überbauung oder das Projekt «Rheinhattan» rücken so in Reichweite. Gegen diese Entwicklung regt sich natürlich Opposition, wie bei jeder Veränderung. Doch wie stellen sich die Parteien dazu? Welche Strategie schlagen sie vor, um die Anliegen der Opposition zu verstehen und einzubeziehen?

In Basels Norden droht eine neue Polarisierung wie rund um die Familiengärten – und in der Folge der Stillstand. Um der wirtschaftlichen Dynamik gerecht zu werden, braucht es deutlich mutigere Eingriffe der Planung, als Viele wahrhaben wollen. Oder – als Alternative – ein Verzicht auf Entwicklung. Wer was will, sollte sich im Wahlkampf zeigen.

Kommentare

8 Antworten zu «Basel droht Wohnungsnot»

  1. Avatar von Kurt Seiler
    Kurt Seiler

    Ein paar Schrebergärten sind wichtiger als neuer Wohnraum.
    So läuft es halt in Basel-Stadt.
    Es nimmt mich wunder mit welchem Argument dann die Klybeckinsel gebodigt wird.
    Denn eins ist sicher: so wie auf den schönen Fötelis wird es in dieser Gegend nie aussehen.
    Und sonst halt die gleiche alte Leier: wer Zukunft will, der muss nach Zürich.

  2. Avatar von Peter Waldner
    Peter Waldner

    PRBLEM (Zitat): «Eine Option ist die stärkere Verdichtung im Bestand. Diese ist aber für die Bevölkerung nur dann ein Qualitätsgewinn, wenn in der Umgebung mehr Strassen, Plätze und Höfe begrünt und kinderfreundlich gestaltet werden. Und wenn sich das Angebot des öffentlichen Verkehrs, für Velos und Fussgänger stark verbessert.» LÖSUNG: Bei einem Artikel über «Wohnungsnot» nicht auch gleich noch den «Qualitätsgewinn» für die Bevölkerung über Bäume und Plätze sowie den öV «so nebenher» reinmischeln. Wer immer eine eierlegende Wollmilchsau will, kriegt meist gar nichts!

  3. Avatar von Marlise Herrmann
    Marlise Herrmann

    Grünflächen überbauen für den Fortschritt ist ein Rückschritt.

  4. Avatar von Karl Linder
    Karl Linder

    Basel ist offenbar eine Stadt, wo man gerne verhindert, wobei die Verhinderer sich aus den politischen Extremen von links und rechts finden als unheilige Allianz, und dann jeweils treffen in der Erkenntnis, ‹Hauptsache, es bleibt wie es ist›. Andere Städte entwickeln sich; hier aber werden dann gute Ansätze so lange totgeredet und mit Kompromissformeln gebodigt, sodass man sich fragt, ob man mit Einbezug sämtlicher Partikularinteressen wirklich das Ziel erreicht. Für ein Basel mit Perspektive – für die ganze Gesellschaft braucht es manchmal auch den Willen von Parteien und Regierungsvertretern, ein gutes Ding durchzuziehen. Und auf alle Fälle reicht der Bau von 500 Wohnungen pro Jahr nicht, um den Bedarf von Wohnungen sicherzustellen, nämlich von a) Zuzügern b) Ansässige mit wachsenden Platzansprüchen (ca.1-2m2/Jahr!). Wenn wir diese Quote nicht erhöhen können, droht eine Erhöhung von Mieten wegen der Knappheit. Neue Bausubstanz realisieren dient als nicht nur Zuzügern, sondern stabilisiert auch die Mieten der Bewohner und Bewohnerinnen der Stadt.

  5. Avatar von Werner Fricker
    Werner Fricker

    Man kann schlicht nichtr immer wachsen und aus 37 Quadratkilometern lässt sich auch keine Millionenstadt bauen. Wenn alles überbaut wird, will erst recht niemand mehr in Basel wqohnen. Und für die Bewohner braucht es aus verschiedenen Gründen Familiengärten. Man muss halt einfach mal zum Schluss kommen, dass diese Einwanderung zu beenden ist. Drüben im Schwarzwald und im Elsass gibt es Dutzende von Quadratkilometern, auf denen kaum ein Haus steht. Muss sich denn alles in die kleine Schweiz und das kleine Basel drängen?

    1. Avatar von Dominique Vocat
      Dominique Vocat

      @Werner Fricker:
      Weil es das Thema Landschaftsschutz gibt und die Thematik der Zersiedelung.
      So als Denkanstoss.

  6. Avatar von Karl Linder
    Karl Linder

    auch @Werner Fricker:
    Wenn im letzten Jahr 1’000 Personen nach Basel kamen, und Sie keine weiteren Wohnungen mehr bauen wollten, wäre die Frage: Was passiert dann ohne neues Angebot? Dann schaukeln sich einfach die Preise der bestehenden Wohnungen hoch. Oder die neuen Zuzüger arbeiten hier (teilw. in guten Arbeitsverhältnissen) und versteuern dann in Baselland oder SO / AG. Ist das sinnvoll? Mit mehr Verkehr, mehr Infrastruktur, und wie bereits gesagt: Mehr Zersiedelung? Ökologischer ist sicherlich da zu wohnen, wo man auch arbeitet.

  7. Avatar von r.meier

    abertausende von m2 büroräumlichkeiten sind zu vermieten,teilweise schon jahrelang,und wohnungsnot herrscht,kaum zu glauben aber wahr

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