Im September will der Basler Regierungsrat dem Parlament das neue Wohnraumförderungsgesetz vorlegen. Es ist der erste Anlauf der Politik seit 1999, die Bevölkerungsentwicklung über Wohnungsbau zu steuern. Damals peilte das Aktionsprogramm der Werkstadt Basel die Realisierung von «5000 neuen Wohnungen in zehn Jahren» an. Während die Bevölkerungszahl im Stadtkanton zuvor während eines viertel Jahrhunderts gesunken war, begann sie bald darauf wieder zu steigen.

Vieles deutet darauf hin, dass sich die Bewegung «Zurück in die Stadt!» in Zukunft noch weiter verstärken wird. Der Leerwohnungsbestand Basels nimmt ab und touchiert schon den Grenzwert zur Wohnungsnot. Folgerichtig legt die Wohnraumstrategie des Basler Regierungsrates, auf die sich das anstehende Wohnraumförderungsgesetz stützt, den Schwerpunkt auf die Bereitstellung von Wohnungen. Überdies setzt sie auf sogenannte «Subjekthilfe» für Menschen, die sich die marktgängigen Mieten nicht leisten können.
Doch die Wohnungsfrage stellt sich heute weit komplexer dar: Die ökologisch, sozial und wirtschaftlich erwünschte Verdichtung der Besiedlung ist nur möglich, wenn die Wohnraumförderung das Wohnumfeld mit berücksichtigt und beeinflusst.
Ausschlaggebend für die Wohnortwahl in der Stadt waren früher die Zentralität und ein ruhiges Schlafzimmer. Heute sind die Ansprüche differenzierter, je nach Lebenslage: Gibt es in der Nähe eine gute Kinderkrippe? Kann man in diesem Quartier vielfältig einkaufen? Hat es coole Restaurants? Sind die Verkehrswege sicher, speziell für velofahrende Kinder auf dem Schulweg? Wie gut durchmischt sind die Schulklassen im Stadtteil? Gibt es Quartierstrukturen, welche Gemeinschaft begünstigen, zum Beispiel eine Badi, Kultureinrichtungen, Bibliotheken, Parks und Strände mit Grillstellen, Spielplätze, öffentliche Gärten, einen Polizeiposten, eine Post? Hat es Mobility-Standorte fürs Autoteilen, Fahrradabstellplätze, Spitex, Spital und Altersheime? Kann ich in der Nähe meiner Familie und Freunde wohnen?
Wie diese Beispiele zeigen, ist die Gleichung der dichten Stadt so komplex, dass sie sich nur als Querschnittsaufgabe aller Departemente und in Zusammenarbeit mit Investoren lösen lässt.
Im begrenzten Territorium von Basel-Stadt ist die Stabilisierung oder gar ein Wachstum der Einwohnerzahl eine Frage der Dichte: Menschen müssen Vorteile darin sehen, in kleineren Wohnungen zu leben. Voraussetzung dafür sind gute öffentliche und private Einrichtungen, dank denen sich Gross und Klein auch ausserhalb der eigenen vier Wände zu Hause fühlt. Ein Wohnraumförderungsgesetz kann daher seine Ziele nur erreichen, wenn es private Investoren und Genossenschaften belohnt, die das Quartierleben und ökologisches Verhalten fördern. Etwa indem sie in ihrer (bestehenden oder neuen) Siedlung auch den Raum und die Einrichtungen dafür schaffen.