Michael Bloomberg hat sich nicht nur als Innovator der Wirtschafts-Nachrichtenwelt einen Namen gemacht (und damit ein Vermögen von geschätzten 20 Milliarden Franken angehäuft). Er ist auch seit 2002 Stadtpräsident von New York, mit einem symbolischen Jahressalär von einem Dollar. Die auf acht Jahre begrenzte Amtszeit der meisten US-amerikanischen Exekutiv-Politiker hebelte Bloomberg 2009 – wie ein Südamerikanischer Caudillo – mit einer Gesetzesänderung aus. Anschliessend gewann er die zweite Wiederwahl.

Die Beliebtheit Bloombergs ist nicht allein darauf zurückzuführen, dass New York dank ihm das Gehalt des Bürgermeisters einspart. Der stämmige Politiker zeichnet sich auch durch weitsichtige Entscheide aus, etwa in der Energie- und Verkehrspolitik. Und er hat den Mut, kreative Ideen aufzunehmen und umzusetzen. Dazu gehört zweifellos der verrückte Plan, eine alte, nicht mehr benötigte Hochbahn, die auf Stelzen parallel zur Südwestküste der Insel Manhattan verläuft, in einen Park zu verwandeln.
Die so genannte «High Line» ist 1,6 Kilometer lang und wäre beinahe dem Abbruchhammer zum Opfer gefallen. Denn sie war hässlich und im Weg. Bloomberg-Vorgänger Rudy Giuliani wollte sie beseitigen. Eine Bürgerinitiative lancierte 1999 die Idee, auf dem Viadukt einen langgezogenen Park zu entwickeln, der von Anwohnern nicht nur genutzt, sondern auch teilweise selbst gepflegt werden sollte. Als Bloomberg sein Amt übernahm, war er einer der ersten Unterstützer. Das Stadtparlament bewilligte 50 Millionen Dollar für das Vorhaben. Heute ist der «High Line Park» (dessen Vorbild übrigens die «Promenade plantée» von Paris ist) eine belebte Ausgehmeile, Fussgänger-Passage und Touristenattraktion sowie ein Paradies für «Urban Farming», einer etwas freieren Abart des Familiengarten-Modells.
Basel hat, natürlich im Kleinen, das selbe Potenzial: Der «Central Park Basel», also die Umgestaltung der Gleisanlagen zwischen Bahnhofspasserelle und Margarethenbrücke, wäre ein wunderbarer Startpunkt. Das Gebiet verfügt über eine direkte Verbindung zum Zoo. Und von dort ist es ein Katzensprung zum Einschnitt der Elsässer Bahn, die zu überdecken sich lohnte: Eine Kombination aus Park, Freizeitanlagen und Wohngebiet, verbunden durch Spazierwege und eine Fahrrad-Schnellverbindung in Basels Westen, wäre die lokale Variante der «High Line».
Vor Jahren scheiterte die Idee, die Elsässer Bahn zu deckeln, an der Urne. Die Inspirationen der «High Line» und der «Promenade plantée» erweitern jedoch den Horizont: In der Regel ist Basel offen, wenn ein Vorschlag nicht nur technisch, sondern auch inhaltlich Sinn macht. Es ist Zeit für einen neuen Versuch.