Ernst Beyeler dominierte über Jahrzehnte die Basler Galerienszene. Um ihn kamen Sammlerinnen und Sammler der klassischen Moderne – Einzelne, Firmen und Museen – kaum herum. Die «Fondation» in Riehen ist beredte Zeugin dieser Zeit. Sie wird uns hoffentlich noch lange mit so erstaunlichen Ausstellungen wie der laufenden Schau über Wurzeln, Wirken und Werke des Surrealismus beglücken.
Seit die Galerie Beyeler geschlossen ist, gibt es in Basel keine Kunsthandlung mit globaler Ausstrahlung mehr. Wir leben von der gloriosen Vergangenheit. Basel als Kunststadt ist in erster Linie eine Museumsstadt und einmal im Jahr eine Art-Stadt. Was fehlt, ist der permanente Umsatz. Denn für ihre Entwicklung braucht die Kunst den Markt. Dieser sichert nicht nur Existenzen. Er urteilt auch und ist dadurch Ansporn, gestrenger Richter und Erneuerer in Einem.

Wenn Basel seine Kreativwirtschaft pflegen will, darf die Stadt keine Kunsthandels-Wüste (mit einzelnen Oasen) sein. Kunst und Kommerz sind siamesische Zwillinge. Gemeinsam bringen sie Ideen, Initiativen und Innovation voran.
Es ist ja nicht so, dass es in Basel keine bildenden Künstlerinnen und Künstler gäbe. Im Gegenteil, ihre Zahl ist eindrücklich und die staatliche sowie private Förderung anständig. Der Basler Kunst-Zug fährt jedoch – auf sicheren Geleisen – nach Nirgendwo. Im besten Fall kommt er in Berlin, Zürich oder Rotterdam an.
Eine vitale Galerienszene wäre das heute noch fehlende Anschlusswerk für aktuelle Kunst. Die Kunststadt Basel existiert in Silos: Hier die Spitzenmuseen, die sich Mühe geben – dort die Galerien, die dasselbe tun. Weshalb nicht zusammen spannen? Gehören Weltliga-Bilder, die keinen Platz finden in aktuellen Museums-Ausstellungen nicht ab und zu als temporäre Leihgaben in Galerien?
Erhellendes, Unbekanntes, das in den Katakomben von Kunstmuseum, Kunsthalle, Fondation Beyeler oder gar eines lokalen «Global Player» vor sich hin döst, könnte Galerien für ein überregionales Publikum attraktiv gestalten helfen. Damit würden sie ihr aktuelles Angebot visuell kommentieren. Zum Beispiel: Ein junger Basler Künstler konfrontiert mit Braque. Die Braques wären natürlich nicht zu verkaufen, der junge Künstler hätte aber mehr Aufmerksamkeit, das Publikum mehr Anregung und grösseres Interesse.
Dies ist eine Aufgabe für die Kulturabteilung des Präsidialdepartementes. Sie könnte als Patin den Basler Kunstmarkt mit den staatseigenen Beständen wachküssen helfen. Mit der Zeit liefe alles von selbst: Galerien als kleine Museen. Ernst Beyeler konnte dieses Konzept aus eigenen Beständen realisieren. Heute braucht es dafür Kooperationen.